Angst zu überwinden, braucht manchmal ganz schön Mut. Die deutsche Kinderbuchautorin Almut Weiler Anderson behandelt dieses Thema auf inspirierende Weise in ihrem ersten Bilderbuch. Uns hat das Buch so gut gefallen, dass wir Almut zu unserem Podcast „Abenteuer Lesen“ einluden, um über ihre Erfahrungen als Autorin zu sprechen. Auch wollten wir wissen, was sie dazu bewegt hat, dieses Buch zu kreieren. Heute ist Almut unser Gast hier im Blog. Sie hat sich nochmals hingesetzt und für uns den folgenden – ebenfalls inspirierenden – Text über das Mutigsein (bei Kindern und ebenso bei Eltern) geschrieben.
Eine Geschichte vom Mutigsein.
Almut Weiler Anderson
Als ich nach der Veröffentlichung meines Buches gefragt wurde, wo die Geschichte von Hannah und Rosa eigentlich ihren Anfang genommen hat, habe ich bisher immer – beinahe reflexartig – geantwortet: „Während unseres Sabbat(halb)jahres in Berlin 2015.“
Bei längerer Betrachtung der Frage (zu der ich dank meines ausgeprägten Jetlags nach der Rückkehr aus dem deutschen Winter ausgiebig Zeit hatte) ist mir nun aber aufgefallen, dass die Entstehungsgeschichte eigentlich noch weiter zurückreicht: Ins Jahr 2014 nämlich, in dem sowohl Hannah als auch Rosa (damals noch „Papa Bear“) ihr schauspielerisches Debüt gaben, als wir unsere eigene Version von Goldlöckchen nachgestellt und fotografiert haben.
Das daraus entstandene Buch, für dessen grafische Gestaltung ich auch damals meinen Mann eingespannt hatte, diente dann als Geburtstagsgeschenk für Hannahs kleine Freunde und Freundinnen, und fand viel Anklang.
So kam mir das Jahr darauf in Berlin die Idee eines weiteren Fotobuches mit Hannah in der Hauptrolle, welches zunächst wieder nur als Geschenk für ihren und unseren unmittelbaren Freundeskreis gedacht war. Die Inspiration für die Geschichte selbst lieferte mir Hannah, da sie in dieser Zeit eine Phase durchlief, in der sie auf einmal viel Ermunterung bedurfte, um sich gewisse Dinge alleine zu trauen. Eine augenzwinkerte Referenz zu unserem ersten Gemeinschaftswerk enthält „Auf der Suche nach Rosa“ übrigens auch. So sagt die Bäckersfrau nämlich zu Hannah: »Eine Freundin von dir war vorhin hier. Sie sagte, wenn ein kleines Goldlöckchen hier auftaucht, soll ich ihm das hier geben.« [Und sie fischte einen roten Umschlag aus ihrem Kittel.]
Dass dieses Mitbringsel dann sehr gut ankam, hat mich dazu ermutigt, das Buch einfach ein paar Verlagen zur Veröffentlichung anzubieten. Ich erhielt – wie zu erwarten – erstmal viele Absagen. Doch dann bekundete ein marktführender australischer Verlag sein Interesse. Allerdings konnte sich die Verlegerin nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Hannah auf der Suche nach Rosa alleine unterwegs ist. Also ein Erwachsener, vielleicht die Mutter, müsse schon immer in Sichtweite sein. Man könnte die Mutter doch in den Hintergrund der Fotos hineinfotoshoppen (ähnlich wie wir das auf einer Seite spaßeshalber mit Rosa gemacht haben). Tatsächlich habe ich eine Weile über diesen Vorschlag nachgedacht, letztlich kam es für mich dann aber doch nicht in Frage – denn die Botschaft des Buches wäre ja dann eine ganz andere geworden. Nicht mehr: „Ich glaube an dich, du schaffst das schon alleine.“, sondern „Ich fände es toll, wenn du es alleine schaffst, aber so richtig traue ich es dir noch nicht zu. Und außerdem ist die Welt einfach zu gefährlich. Deshalb lass ich dich besser doch nicht aus den Augen.“
In diesem Zusammenhang stellt sich mir – als Mutter, aber auch als Vorschullehrerin in Australien- schon länger die Frage: Ab wann beschneidet ein zu großes elterliches Sicherheitsbestreben auf unnötige oder gar ungesunde Art die kindliche Freiheit?
Auch mir liegt die Sicherheit und das Wohlergehen meines Kindes am Herzen. Gleichzeitig ist mir aber wichtig, meine Tochter zu einem eigenständigen, selbstwirksamen und widerstandsfähigen Menschen zu erziehen. Ich bin der Auffassung, dass ein durch Überbehütung erzeugter unnatürlicher Schonraum- wie er hierzulande oft zu beobachten ist- die Entwicklung von Kindern nachhaltig behindert: Kinder können sich nur zu eigenverantwortlichen, selbstständigen Menschen entwickeln, wenn man ihnen nicht die Lern- und Entwicklungschancen versagt, die das Meistern von Schwierigkeiten, Konflikten und Frustrationen eröffnet. Ich finde, wir müssen Kindern wieder mehr zutrauen. Und so verstehe ich mein Buch nicht nur als Mutmachbuch für Kinder, sondern auch für Eltern.
Allerliebsten Dank, Almut, für deine Worte. Wir geben deinem Buch auch unsere besten Wünsche mit auf den Weg. Lieber Leser, falls Du das Buch kaufen möchtest, solltest Du das in Deinem Lieblings-Buchladen tun. Für diejenigen, die lieber online bestellen, haben wir zum Buch den entsprechenden Link zugefügt. Einfach auf den Titel oder auf das Bild klicken. Amazon bezahlt uns dafür eine Provision, die hilft, die Kosten für den Blog zu decken.
Das Ganze und noch mehr auch als Podcast!
Wir (Eva Murer und Adrian Plitzco) setzen uns mit dem Thema „Mutigsein“ intensiver im Podcast „Abenteuer Lesen“ des multikulturellen Radiosenders SBS in Australien auseinander. Ansonsten sprechen wir jede Woche über ein neues Thema, meist zwanzig Minuten voller Informationen, Textbeispielen, Gespräche mit Autoren, Verlegern und Experten, Tipps, Analysen, hin und wieder Dispute, aber immer mit Spass.
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