Ich werde oft von Eltern angesprochen, deren Kinder nicht gerne lesen oder sich überhaupt weigern, mehr als das Allernotwendigste zu lesen. Das Gespräch beginnt üblicherweise mit: “Eva, du hast es ja leicht, du liest gerne, deine Kinder lesen gerne und viel, was soll ich machen, mein Sohn/meine Tochter mag keine Bücher. Hast du eine Idee wie ich ihn/sie zum Lesen bringen kann?”
Ich bin überzeugt, dass es kein Patentrezept gibt. Wie Leser dieses Blogs und Hörer des Podcasts mittlerweile wissen, lese ich leidenschaftlich gerne seit meiner Kindheit und habe immer versucht, diese Begeisterung mit meinen Kindern zu teilen, “das Lesen” vorzuleben, gemeinsam Bücher zu erforschen und zu erleben. Von den ersten Babytagen an habe ich meinen Zwillingen jeden Abend vorgelesen. Ein Ritual, das sie nach wie vor einfordern. Man würde also annehmen, dass Zwillinge (beides Buben), die gemeinsam aufwachsen, gemeinsam vorgelesen bekommen und ihre Eltern aktiv lesen sehen, auch ähnliche Lesegewohnheiten entwickeln.
Die Realität war eine andere. Ein Zwilling entwickelte sich zu einer “Leseratte”, interessierte sich bald fürs “selber lesen” und entwickelte sehr schnell eine über sein Alter und Klasse hinausgehende Lesekompetenz. Sein Bruder hingegen nicht. Im Gegenteil. Er machte zwar seine Leseaufgabe, aber nur das absolut notwendige Minimum, um von der Lehrerin einen “Stern” zu bekommen. Jede weitere Zeile verweigerte er mit dem Kommentar: “Ich mag keine Bücher, ich mag nicht lesen”. Nicht gerade was eine lesebegeisterte Mutter hören möchte.
Was also tun?
Wir bestellten Bücher online (Bücher, die er sich aussuchen durfte, ihn aber dann doch nicht interessierten), schleppten ihn in Buchhandlungen (dort spielte er lieber mit der Holzeisenbahn, als Bücher anzuschauen), gingen zu Vorlesestunden in Büchereien (fand er langweilig), kauften Star Wars Bücher für Leseanfänger (er liebte Star Wars, aber nicht die Bücher) und ich las weiterhin jeden Abend Geschichten vor (das fand er toll).
Nach jahrelangen Bemühungen, ihn vom Lesen zu überzeugen, hatte ich beinahe schon aufgegeben. Dann kam der Beginn des neuen Schuljahres und wir hatten eine Buchhandlung eingeladen, bei unserer Samstagsschule GECKOS in Melbourne einen Bücherstand zu machen. Am Ende des Tages kam mein Sohn ganz aufgeregt zu mir und zeigte mir ein Buch, das er unbedingt haben wollte: “Gryphony – Im Bann des Greifen” – ein über 200 Seiten langes Buch, ohne Bilder, erster Teil einer 4-bändigen Serie. Ich war verständlicherweise skeptisch. Noch dazu wollte er die anderen Bände auch gleich haben. Schliesslich liess ich mich überreden und kaufte die ersten 3 Bände mit dem Hintergedanken, dass sein Bruder sie wohl lesen würde. Das war der Beginn der Verwandlung eines Lesemuffels zur Leseratte. Ich erkannte meinen Sohn nicht wieder. Nicht nur las er freiwillig, er las stundenlang! In der Früh vor der Schule, in der Schule (er war mittlerweile bei Band 4 angelangt und nahm das Buch jeden Tag in die Schule mit) und am Abend im Bett. Er liest nun auch andere Bücher und findet sie toll.
Ich bin dem Autor dieses Buches, Michael Peinkofer, unendlich dankbar. Er hat es mit seiner Erzählung geschafft, die Lesebegeisterung in meinem Sohn zu wecken. Ein unbezahlbares Geschenk. Danke!
Wenn ich jetzt dein Interesse an den Schriftsteller Michael Peinkofer geweckt habe, dann lohnt es sich bestimmt, dir das Interview mit ihm, das ich mit meinen beiden Söhnen und Adrian Plitzco im Podcast geführt habe, anzuhören. Er erzählt uns zum Beispiel, was ihn zum Schreiben anspornt, welche Themen ihm wichtig sind und wie er es schafft, junge und ältere Leser mit seinen Büchern zu begeistern.
Hier geht es zum Podcast: Michael Peinkofer, Fantasy-Autor
Nun zu den Büchern, die ich eigentlich vorstellen möchte:
Gryphony, Band 1: Im Bann des Greifen
von Michael Peinkofer beginnt mysteriös mit einem Prolog, der uns mit Malagant, einem Diener des Chaos und mit einem noch namenlosen Ritter und seinem Greifen bekannt macht. Nach diesem Einstieg in die Fantasywelt beginnt das Buch aber ganz “normal”. Melody ist ein Mädchen, das durch einen tragischen Unfall ihre Eltern verloren hat und nun bei ihrer Oma lebt. Sie hat die normalen Zweifel und Bedenken wie die meisten Kinder und Jugendliche in ihrem Alter, aber Gott sei Dank hat sie einen Freund an ihrer Seite: Roddy.
Das Abenteuer beginnt so richtig, als Melody einen geheimnisvollen Ring bekommt, der zu leuchten beginnt, wenn sie sich den Ruinen eines Steinkreises in der Nähe ihres Dorfes nähert. Sie kann natürlich nicht widerstehen und schleicht sich zusammen mit Roddy eines Nachts aus dem Haus, um den Steinkreis und das Leuchten ihres Ringes zu erforschen. Dieses Buch ist Band 1 einer Serie und sehr zu empfehlen.
Petronella Apfelmus: Verhext und festgeklebt. Band 1
. Wem das erste Buch zu mysteriös ist aber dennoch ein Zauber/Fantasybuch lesen möchte, findet mit diesem Buch eine gute Alternative. Petronella Apfelmus ist eine Apfelbaumhexe, die in einem Apfel wohnt, zusammen mit Lucius, einem Hirschkäfer. Sie lebt ihr herrlich ruhiges Leben in einem verwilderten Garten einer Mühle, bis in das alte Müller-Haus Menschen einziehen – eine Familie mit 2 Kindern. Die zwei Kinder in der Familie heissen Lea und Luis und sind Zwillinge. Eines Tages vergisst Petronella Apfelmus die magische Strickleiter, die zu ihrem Apfelhaus führt, verschwinden zu lassen und die Zwilllinge entdecken ihr Geheimnis. Sie schleichen sich in den Apfel hinein und sehen sich um. Aber alles geht natürlich gut aus und die Hexe und die Kinder werden Freunde. Auch dieses Buch ist erst der Anfang einer Serie und sehr zu empfehlen.
Lieber Leser, falls Du eines der besprochenen Bücher kaufen möchtest, solltest Du das in Deinem Lieblings-Buchladen tun. Für diejenigen, die lieber online bestellen, habe ich zu jedem Buch einen entsprechenden Link zugefügt. Einfach auf den Titel oder auf das Bild klicken. Amazon bezahlt mir dafür eine Provision, die hilft, die Kosten für den Blog zu decken.
Das Ganze und noch mehr auch als Podcast!
Wir (Eva Murer und Adrian Plitzco) setzen uns mit dem Thema „Fantasy und Magie“ intensiver im Podcast „Abenteuer Lesen“ des multikulturellen Radiosenders SBS in Australien auseinander. Ansonsten sprechen wir jede Woche über ein neues Thema, meist zwanzig Minuten voller Informationen, Textbeispielen, Gespräche mit Autoren, Verlegern und Experten, Tipps, Analysen, hin und wieder Dispute, aber immer mit Spass.
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