Eine heikle Frage meines Sohnes zum Thema Tod, brachte mich als Mutter in Erklärungsnotstand. Genauer gesagt lautete seine Frage: “Mama, wenn man stirbt, was kommt danach?”. Nachdem er meine erste Antwort als nicht ausreichend ansah, versprach ich ihm, mich um mehr Informationen zu bemühen – hoffend, ein passendes Buch für Kinder zum Thema Tod zu finden.
Langer Rede, kurzer Sinn: es war nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. Erstens gab es nicht viele Bücher für Kinder zu diesem Thema. Ich hatte unterschätzt, dass es immer noch ein Tabu zu sein scheint, mit Kindern (oder generell) über den Tod zu sprechen. Zweitens mochte ich die Bücher, die ich gefunden hatte, nicht wirklich. Sie waren – aus meiner persönlichen Sicht – entweder zu einseitig für eine bestimmte religiöse Vorstellung geschrieben, oder näherten sich dem Thema “kindgerecht” in einer absurden, fast ins lächerliche gehenden Weise. Beides gefiel mir nicht. Schliesslich stiess ich auf ein Buch aus dem Moritz Verlag, das wie für mein Dilemma gemacht schien:
Und was kommt dann? Das Kinderbuch vom Tod von Pernilla Stalfelt. Ich bestellte das Buch und erwartete mit Spannung die Reaktionen meiner Söhne. Wir wurden nicht entschäuscht. Pernilla Stalfelt nähert sich dem Thema mit klarer, eindeutiger Sprache. Sie redet, beziehungsweise schreibt nicht um den heissen Brei herum und scheut sich auch nicht, schwierige Themen wie Kindersterblichkeit anzusprechen. Die Illustrationen (ebenfalls von Pernilla Stalfelt) sind in den Text integriert und ergänzen und erweitern das geschriebene Wort. Oft dienen die Bilder auch dazu, sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild vom Tod oder dem Sterben zu machen, aber auch um die Schwere des Themas mit liebevollem Humor aufzuhellen.
Stalfelt beleuchtet den Tod aus verschiedenen Perspektiven: biologisch (was passiert mit dem Körper, nachdem man tot ist), sozial/kulturell (welche Rituale, wie z.B. Begräbnis gibt es, wenn jemand stirbt), aber auch philosophisch/religiös (welche Vorstellungen gibt es vom Leben nach dem Tod). Es gelingt ihr, den Tod als normalen und unausweichlichen Teil des Lebens darzustellen, als Erfahrung, die jeder von uns macht, sei es, weil ein Haustier oder ein uns nahestehender Mensch stirbt, oder auch weil wir selbst alle sterblich sind. Meine Söhne waren begeistert von dem Buch: “Danke Mama, da steht genau drin, was ich wissen wollte”. Wir lesen es immer wieder und sprechen über ihre Fragen oder Gedanken zum Thema Tod.
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Diese positive Erfahrung mit einem schwierigen Thema führte zu der Frage, wer ist die Autorin, bzw. der Verlag, der so ein Buch verlegt? Wir haben in unserem Podcast und im Blog schon einige Male Bücher aus dem Moritz Verlag vorgestellt. So entstand die Idee, den Verlagsleiter Markus Weber zu interviewen. Der Moritz Verlag gehört zu den eher kleinen Verlagen mit ca. 20 Neuveröffentlichungen pro Jahr. Doch seit seiner Gründung 1994 spezialisiert sich der Verlag auf wunderschön gestaltete, aussergewöhnliche Bücher für Kinder und scheut sich nicht davor, auch schwierige Themen aufzugreifen. Ich finde vor allem die Auswahl an Büchern, die zum miteinander Lesen und Diskutieren anregen toll und eine Schatzgrube für junge und erwachsene Leser.
Markus Weber erzählt im Podcast über die Entstehung des Buches Und was kommt dann?, über die Freuden und Risiken, Verleger zu sein, über grosse Erfolge und unerwartete Flops, aber auch über sein eigenes Lieblingsbuch. Es ist ein spannendes und warmherziges Gespräch, das einen kleinen Einblick hinter die Kulissen des Verlagswesens gewährt.