Soll man Geschichten, in denen geschlagen, geprügelt, gepeinigt, verletzt, ja gar gemordet wird, seinen Kindern zum Lesen geben? Dieser Frage gehen wir in diesem Blog und im Podcast nach, anhand von Max und Moritz und Der Eispeter
von Wilhelm Busch.
Neben Der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann, zählt Wilhelm Busch mit seinen Geschichten wie zum Beispiel Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen
oder Der Eispeter
zu den Klassikern der deutschen Kinderliteratur. Beide Werke erschienen erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, doch die Entstehungsgeschichte Buschs Bildergeschichte über die Streiche der zwei Lausbuben Max und Moritz und Hoffmanns Struwwelpeter könnte nicht unterschiedlicher sein. Hoffmann schrieb den Struwwelpeter als Geschenk für seinen kleinen Sohn, für den eigenen Hausgebrauch. Erst auf Drängen seiner Freunde veröffentlichte er die Geschichten. Der Struwwelpeter war von Beginn an ein voller Erfolg.
Wilhelm Busch wollte eigentlich Maler werden und finanzierte sich seine Studien durch Karikaturen und humoristische Bildergeschichten in Satirezeitschriften. Seine Werke nannte er selbst etwas geringschätzig “Schosen”. Sein zuerst erschienenes Werk “Bilderpossen” enpuppte sich als Ladenhüter und so wurde Max und Moritz vom Verleger abgelehnt. Ein befreundeter Veleger kaufte Busch schliesslich die Rechte an Max und Moritz ab. Der Erfolg stellte sich erst nach und nach ein, war aber umso nachhaltiger. Heute zählt Wilhelm Busch zu den Ikonen der deutschen humoristischen Dichtung.
Die Geschichte von den grausamen Streichen der Buben Max und Moritz und ihre noch grausamere Bestrafung und schlussendlich der Tod der beiden, hat zu vielen Kontroversen geführt. Das Werk von Wilhelm Busch wurde in die Ecke der schwarzen Pädagogik gedrängt. Wenn man Max und Moritz jedoch vom Standpunkt der damaligen Zeit betrachtet, erkennt man, wie genau Busch die Archetypen der ländlichen Dorfgemeinschaft – Pfarrer, Lehrer, Witwe, Handwerker etc. – beschreibt und karikiert. Auch die für uns grausamen Bestrafungen wie die Prügelstrafe, sollten im Licht der Zeit gesehen werden.
Fast alle Erwachsene, die ich kenne, sind mit Struwwelpeter und Max und Moritz aufgewachsen. Genauso wie in der pädagogischen Fachwelt, sind auch unter meinen Freunden und Bekannten die Meinungen geteilt. Ist es gut, Kindern diese Klassiker vorzulesen. sind sie nicht zumutbar oder könnten sie sogar für die seelische Entwicklung des Kindes schädlich sein? Ich glaube nicht, dass es dafür eine “gültige” Antwort gibt. Es kommt sicherlich auf das jeweilige Kind an, wie die Geschichten aufgenommen werden. Meine Jungs haben jedenfalls die Geschichten Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen
und Der Eispeter
gelesen und meinten, sie seien “unrealistisch” und “nicht lustig”. Somit war das Thema zumindest bei uns erledigt.
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Das Ganze und noch mehr auch als Podcast!
Wir (Eva Murer und Adrian Plitzco) setzen uns mit dem Thema „Wilhelm Busch“ intensiver im Podcast „Abenteuer Lesen“ des multikulturellen Radiosenders SBS in Australien auseinander. Und auch mit vielen anderen Themen: wöchentlich, meist zwanzig Minuten voller Informationen, Textbeispielen, Gespräche mit Autoren, Verlegern und Experten, Tipps, Analysen, hin und wieder Dispute, aber immer mit Spass.
Hier geht es zum Podcast: Wilhelm Busch